Ein Dorf atmet auf
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, fasste Stefan Naas, heute FDP-Fraktionsvorsitzender im Hessischen Landtag, bereits im Dezember 2022 das Ergebnis einer Sondersitzung des zuständigen Fachausschusses im Hessischen Landtag zusammen. Die Freien Demokraten hatten Fragen in einem Dringlichen Berichtsantrag zu der bevorstehenden Vollsperrung der L3011 bei Hofheim-Lorsbach gestellt. Ob es dem seinerzeit zuständigen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir an Wille mangelte oder ob die ihm unterstellte Behörde Hessen Mobil ihr Handwerk nicht versteht, mag der Beurteilung jedes Einzelnen überlassen sein.
Seit dem 19. April 2024 ist die Vollsperrung aufgehoben. 279 Tage war Lorsbach von der Vollsperrung betroffen, das sind 279 Tage zu viel. Während des extremen Wintereinbruchs im November vergangenen Jahres war der Stadtteil sogar kurzfristig völlig von der Außenwelt abgeschnitten. „Das ist im 21. Jahrhundert und in einem Ballungsgebiet wie dem Main-Taunus-Kreis nahezu unvorstellbar“, führt die FDP-Fraktionsvorsitzende in der Hofheimer Stadtverordnetenversammlung, Michaela Schwarz, aus.
Hessen Mobil hat bei dem Bauvorhaben Fehler eingeräumt. Die wiederholt avisierte Sechstagewoche bei den Bauarbeiten sowie die Ausnutzung des längeren Tageslichtes in den Sommermonaten wurden nie umgesetzt. Erst in diesem Jahr konnten durch eine zusätzliche Kolonne im Stahlbetonbau die Arbeiten beschleunigt werden. Die einspurige Umfahrung über einen Reiterhof und das Gelände der Kläranlage wird nunmehr durch eine Ampelschaltung gesteuert. So können Pkws die neue Verkehrsführung nutzen, für Lkws gilt weiterhin die ausgeschilderte Umfahrung über Kelkheim. Die Pläne für diese Lösung lagen schon lange auf dem Tisch. Naas hatte bereits Ende 2022 darauf hingewiesen.
„Ich bin froh, dass unsere Befürchtungen, Lorsbacher Gewerbetreibende müssten ihre Betriebe aufgeben, nicht eingetreten sind“, führt Naas aus. Hier zeigt sich einmal mehr der enge Zusammenhalt der Hofheimer und der umliegenden Kommunen, die den betroffenen Einzelhändlern und Handwerksbetrieben in der schwierigen Zeit die Treue gehalten haben.
Die einspurige Umfahrung ist nur ein Etappenziel, wenn auch ein wichtiges. Die Arbeiten sollen bis Oktober dieses Jahres abgeschlossen werden. Bis dahin wird sich zeigen, wie Hessen Mobil die weiteren Arbeiten vorantreibt. „Natürlich können Starkregenfälle, wie wir sie zuletzt wieder erlebt haben, den Baufortschritt beeinträchtigen. Aber auf solche Klimaveränderungen muss sich eine überregional tätige Behörde wie Hessen Mobil einstellen“, fasst Schwarz zusammen. Denn eines ist klar: Naas und Schwarz wünschen den Lorsbachern, dass dieser Ausnahmezustand bald ein Ende hat.