Verwaltung 4.0 — Online-Lösungen für Behördengänge
Verwaltungsleistungen online nutzen zu können, ist der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger. Und dies nicht erst seit der Corona-Pandemie. Kilian Karger, stellvertretender Vorsitzender für Programmatik der Jungen Liberalen Main-Taunus und Stadtverordneter in der Kreisstadt Hofheim, hat sich Gedanken gemacht, wie eine moderne Verwaltung aussehen kann.
Herr Karger, Sie möchten die Digitalisierung in Hofheim weiter vorantreiben. Welche Chancen bedeutet dies für die kommunale Verwaltung?
Bürgerinnen und Bürger sind auf eine gut funktionierende und schnell agierende Verwaltung angewiesen. Die Mitarbeiter im Hofheimer Rathaus leisten eine großartige Arbeit, um die täglichen Verwaltungsaufgaben zu bewerkstelligen. Doch besonders die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig eine digitale Verwaltung ist. Mithilfe der Digitalisierung könnten zum Beispiel einige Gänge zum Bürgerbüro ausbleiben. Bereits heute können wir auf die De-Mail oder die eID-Funktion des Personalausweises zugreifen, doch ihre Chancen werden meines Erachtens zu wenig genutzt.
Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, und wie kann diese Zukunft aussehen?
Für die fortlaufende Digitalisierung müssen die Rahmenbedingungen stetig angepasst werden.
Ebenso müssen Anreize gesetzt und die finanziellen Ressourcen zur Umgestaltung bereitgestellt werden, um die Verwaltung langfristig digitaler zu machen. Hierfür sehe ich besonders das Land Hessen in der Verantwortung, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen.
Für Hofheimerinnen und Hofheimer sollte es möglich sein, die meisten Verwaltungsvorgänge online durchzuführen. Dazu müssen in Zukunft Schriftformerfordernisse und persönliches Erscheinen reduziert werden — in Estland wird beispielsweise seit mehr als 10 Jahren fast ausschließlich digital unterzeichnet. Online sollte auch der aktuelle Bearbeitungsstand eines Anliegens einzusehen sein. Analog zum Online-Angebot könnte im Bürgerbüro ein Automat dabei helfen, dass zum Beispiel Ausweisdokumente außerhalb der Öffnungszeiten abgeholt werden können.
Wie müssen die Verwaltungsmitarbeiter auf den digitalen Wandel vorbereitet werden?
Wichtig ist, die Mitarbeiter von den Chancen des digitalen Wandels zu überzeugen und ihnen in diesem Bereich Fortbildungsmaßnahmen anzubieten. Das Anforderungsprofil des Verwaltungsmitarbeiters wird sich mit der fortschreitenden Digitalisierung ändern. Doch gerade in der kommunalen Verwaltung wird der Mensch immer im Mittelpunkt stehen.
In der Ausbildung und im Studium steht die Vermittlung digitaler Kompetenzen schon heute im Fokus. Voraussetzung hierfür ist eine digitale Lernumgebung und natürlich ein digitalkompetentes Ausbildungs- und Lehrpersonal. Hier sehe ich Bund und Land in der Pflicht, die Ausbildungsstätten entsprechend auszustatten und Lehrkräfte durch angemessene Weiterbildungsangebote zu unterstützen.
Sehen Sie bei der vielen Digitalisierung keine Bedenken beim Datenschutz?
Der Schutz der Daten ist das A und O. Es muss zu jeder Zeit sichergestellt werden, dass keine persönlichen Informationen der Bürger nach außen dringen. Hier gibt es sogenannte asymmetrische Verschlüsselungsverfahren, die eine geschützte Übermittlung personenbezogener Daten sicherstellen. Die Implementierung eines solchen Systems benötigt allerdings seine Zeit. Selbstverständlich sollte auch ein Offline-Angebot beibehalten werden, um alle Bürger zu erreichen.